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Beschränkungsvorschlag für PFAS eingereicht: Fluorkunststoffe in Gefahr

Am 13. Januar 2023 haben nationale Behörden aus 5 EU-Staaten einen Beschränkungsvorschlag unter der REACH-Verordnung für alle per- und polyfluorierten Fluoralkylsubstanzen (PFAS) bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA eingereicht. Die ECHA hat diesen Vorschlag am 7. Februar 2023 publiziert. Die in vielen Anwendungen eingesetzten Fluorkunststoffe wie PFA, PTFE, FEP, PVDF sollen auch verboten werden!

Tausende von Substanzen betroffen

Unter die Beschränkung fallen teil- und vollfluorierte Substanzen, die eine -CF2 oder -CF3 Gruppe aufweisen. Es werden zwischen 5.000 und 10.000 Substanzen vermutet, die solche Eigenschaften aufweisen.

Zu kurz greifende Begründung

Als Begründung für die Beschränkung wird die Persistenz der PFAS in der Ökosphäre angeführt. Persistenz allein stellt aber noch keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Eine solche entsteht erst durch Nachweis von gefährlichen Stoffeigenschaften, einem vorhandenen Gefährdungspotenzial (Exposition) sowie einer als relevant eingestuften Eintretenswahrscheinlichkeit der Gefährdung. Eine solche Beurteilung wurde aber nicht vorgenommen.

Eine pauschale Beschränkung einer ganzen Substanzgruppe ohne Gefährdungsanalyse für jede einzelne Substanz ist wissenschaftlich nicht vertretbar.

Meist kurze Übergangsfristen

18 Monate nach Inkrafttreten gelten die Verbote. Es sind Verlängerungen der Übergangsfristen zwischen 5 und 12 Jahren für einige Anwendungen vorgesehen.

Fluorkunststoffe in Gefahr

Der Beschränkungsvorschlag gefährdet den Einsatz von PFAS und Fluorkunststoffen, beispielsweise

  • Im Maschinenbau
  • Bei Textilien
  • In Pfannen
  • In Kosmetika
  • In der Medizintechnik (zB. Implantate, Stents)
  • In der Elektronik (zB. Handys)
  • In der Halbleiterindustrie
  • In der Energieversorgung

In vielen Anwendungen gibt es keine sinnvollen Alternativen zu Fluorkunststoffen und die Versorgung in Europa mit diesen Gütern wäre akut gefährdet.

Fluorkunststoffe sind von der Beschränkung auszunehmen

Aus folgenden Gründen unterstützt KUNSTSTOFF.swiss die Europäischen Verbände bei deren Forderung, Fluorkunststoffe von der Beschränkung auszunehmen:

  • Fluorkunststoffe weisen ein toxikologisches Profil, welches sich im Wesentlichen von der Mehrheit der anderen PFAS unterscheidet.
  • Nach den OECD Kriterien sind Fluorpolymere sichere Werkstoffe (Polymer of low Concern, PLC).
  • Sinnvolle Alternativen existieren in vielen Anwendungsfällen nicht und der technische Fortschritt – insbesondere auch bei Cleantech und für den Green Deal – wird gefährdet

Am 22. März beginnt dazu eine 6-monatige Vernehmlassung, an der auch Schweizer Unternehmen und Organisationen teilnehmen können. KUNSTSTOFF.swiss wird sich dort zusammen mit den europäischen Partnerverbänden einbringen.

Mehr Informationen:
www.pro-kunststoff.de/aktuelles/pfas-regulierungsvorschlag-ohne-differenzierung-fuer-fluorkunststoffe.html

echa.europa.eu/de/-/echa-receives-pfass-restriction-proposal-from-five-national-authorities