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Reshaping Plastics – Denkfabrik SystemIQ legt einen Bericht zu Kunststoffen vor

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des IPCC Klimaberichts legt die Denkfabrik SystemIQ einen Bericht vor, der die Zirkularität und die Klimaeffekte der Kunststoffindustrie in Europa untersucht und Szenarien für die Erreichung des Netto-Null Ziels entwickelt.

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Bilder: ©Plastics Europe / SystemIQ

Die aktuellen Initiativen reichen nicht aus

Derzeit fallen in der EU (inklusive Schweiz und Norwegen) insgesamt 25.2 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Davon werden derzeit nur 14% recycelt. 86% verbleiben im linearen System. Die aktuell auf den Weg gebrachten Initiativen führen zu einer Erhöhung der Zirkularität auf 30% im Jahr 2030 – so die Studie. Das reicht aber nicht aus, um das von der EU Kommission gesetzte Ziel von 10 Millionen Tonnen Rezyklaten in den Produkten bis 2030 zu erreichen. Ebenso wenig werden dadurch die Pariser Klimaziele erfüllt.

Zirkularität kann bis 2050 auf 78% erhöht werden – 160.000 neue Jobs

Dazu sind jedoch diverse Massnahmen notwendig:

  • Kunststoffeinsatz reduzieren durch Verzicht auf unnötige Verpackungen und durch minimalen Materialeinsatz
  • Mehrwegsysteme und neue Vertriebsmodelle entwickeln
  • Substitution von Kunststoff durch andere Materialien wo es ökologisch Sinn macht
  • Design for Recycling
  • Ausbau der Sammel und Sortierinfrastruktur
  • Erhöhen der Kapazitäten für mechanisches Recycling
  • Erweiterung des chemischen Recyclings

Mit diesen Massnahmen kann die Zirkularität auf 78% erhöht werden:

  • 26% weniger Abfall durch Reduktion Kunststoffeinsatz
  • 4% weniger Abfall durch Substitution
  • 27% mechanische Recyclingquote
  • 21% chemische Recyclingquote

Gleichzeitig zeigt die Studie auf, dass es dadurch bei den Verarbeitern zu Stellenabbau kommt, jedoch in den Bereichen Sammlung, Sortierung, Recycling und Reuse-Modellen neue Stellen geschaffen werden. Netto sollen alleine in der EU 160.000 neue Jobs dazu kommen.

Immer noch nicht genug für die Pariser Klimaziele

Trotz dieser Erhöhung der Zirkularität werden immer noch zu viele Treibhausgase (THG) emittiert. Um die Pariser Klimaziele – Netto Null bis 2050 – zu erreichen, müssen weitere Massnahmen umgesetzt werden:

  • Carbon Capture and Storage oder Usage (CCS, CCU) : an den Punktquellen der Herstellung (Steam Crackers) und der Restverbrennung (Kehrichtverbrennungsanlagen) das CO2 einfangen
  • Elektrisch betriebene Steam Cracker für die Herstellung von Kunststoff
  • Sauberer Wasserstoff als Energiequelle
  • Biomasse als Ausgangsmaterial für Kunststoffe

Mit diesen Massnahmen sinken die Nettoemissionen ab 2050 unter Null. Durch den Einsatz von Biomasse als Ausgangsstoff für Kunststoffe werden diese zu einer CO2 Senke, wenn die Produkte durch Recycling oder Reuse im Kreislauf gehalten werden. So wirken Kunststoffe als Negativemissionstechnologie (NET), da die Biomasse kurzfristig durch die Photosynthese CO2 aufgenommen hat und zu organischen Verbindungen umgesetzt hat, beispielsweise Glucose. Das CO2 bleibt bei Verwendung von Biomasse als Ausgangsstoff für Kunststoffe eliminiert und würde erst wieder bei Verbrennung durch eine Oxidationsreaktion gebildet.

Wo steht die Schweiz?

Die Zirkularität in der Schweiz liegt sogar etwas unter dem EU-Wert bei rund 11%. Mit dem ►Pact «Sammlung 2025», der am 9. März publiziert wurde, bekennen sich 60 Organisationen zum Aufbau einer schweizweiten Sammlung von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons. Auch KUNSTSTOFF.swiss hat diesen Pact unterzeichnet.

Was die Zusatzmassnahmen zum Erreichen der Pariser Klimaziele anbetrifft, so sind wir in der Schweiz ebenfalls auf guten Wegen: am 16. März hat der Bund über die neue Vereinbarung mit den Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) orientiert. Sie verpflichtet die KVA-Betreiber dazu, bis 2030 mindestens eine Anlage zur CO2-Abscheidung in Betrieb zu nehmen. Die Anlage soll eine minimale Nennkapazität von jährlich 100'000 Tonnen CO2 aufweisen und so viel CO2 abscheiden, wie es die Transport-, Speicherungs- und Nutzungsbedingungen zulassen.

Ferner engagiert sich KUNSTSTOFF.swiss auch im NTN Innovation Booster ►«Plastics for Zero Emission». Darin sollen Projekte wie biobasierte Kunststoffe gefördert werden.

Links:
Pressemitteilung PlasticsEurope e.V.: "Reshaping Plastics": Neuer Report mit Pfaden zu einer treibhausgasneutralen Kunststoffindustrie - Plastics Europe DE

Re-Shaping Plastics: Der Bericht

IPCC Klimabericht

Bilder: ©Plastics Europe / SystemIQ